Im Herbst 1930 erfolgt aus dem Treffen von Emile Buri Georges Amoudruz und Georges Amoudruz die Grundsteinlegung zur Entstehung der Schweizerischen Höhlenforschung. Einige unterirdische Expeditionen später gründen sie in Genf den Club des Boueux (Club der Schlammigen). 1939 kann Jean-Jacques Pittard die beiden Pioniere von der Notwendigkeit eines gesamtschweizerischen Clubs überzeugen; die Schweizerische Gesellschaft für Höhlenforschung, die SGH, entsteht. Ihr treten nach und nach weitere Kantone bei: Wallis, Neuenburg, Jura und Waadt sind die ersten. Ab 1946 wird die Vereinigung "Die Schlammigen" föderalistisch aufgebaut, die Zeitschrift "Stalactite" wird 1951 gegründet. Auf Bedarf hin werden neue Kommissionen gebildet, die mit wissenschaftlichen Aufgaben betreut werden und sehr schnell für die ganze Schweiz wichtige Zentren ausbauen. Die Kommissionen beschäftigen sich in der Reihenfolge ihrer Entstehung mit der Bibliothek, Dokumentation, Veröffentlichungen, den wissenschaftlichen Aspekten, der Rettungsausbildung, dem Schutz der Höhlen und des Karstes, der Ausrüstung und den Techniken, dem Höhlentauchen und der Öffentlichkeitsarbeit. Gleichzeitig stieg die Zahl der Clubs rasant an, die SGH verbreitete sich vor allem im deutschsprachigen Raum. Heute umfasst die SGH über 30 Sektionen in allen Regionen der Schweiz mit insgesamt mehr als 1000 Mitgliedern.

Der Erfolg dieser jahrzehntelangen SGH-Tätigkeit beruht auf zwei Ebenen: Unterirdische Erkundungen wissenschaftliche Arbeiten.

 

Vom Jura aus, reich an unzähligen, leicht zugänglichen Höhlen, wurde die Erkundung und Erforschung nach und nach auf fast alle Kalksteingebiete der Schweiz ausgedehnt. In jüngster Zeit werden Expeditionen im Ausland bis hin zu den Antipoden durchgeführt. In den Voralpen war der erste Einsatzort die Rochers de Naye, gefolgt von der Region Tour d’Aï-Mayen-Famelon. Zwei Gebiete heben sich aufgrund ihrer Länge von der grossen Masse ab: Der Kanton Schwyz (Hölloch: derzeit mehr als 200 km) und das Berner Oberland (Sieben Hengste - Hohgant: 160 km, dieses Karstsystem war das erste schweizerische System mit mehr als 1000 m Höhendifferenz). Auch in der Muttseehöhle im Kanton Glarus wurde über 1 km Tiefe erreicht. Auch wenn hier nur drei Systeme erwähnt sind, werden die unzähligen anderen interessanten und hoffnungsvollen Höhlen nicht vernachlässigt.

Das Zentralarchiv mit der Gründungsakte des "Clubs der Schlammigen", den Höhlenplänen und den Beschreibungen aller schweizerischen Höhlen umfasst einen wichtigen Bestandteil der wissenschaftlichen Arbeiten und steht in direkter Verbindung mit den Erforschungen. Die Schweizer Höhlenforscher sind für ihre Qualitätsarbeit in diesem Bereich bekannt: Über die Kantone Neuenburg und Jura, die Region Basel-Laufen sowie die Gebiete des östlichen sowie westlichen Waadtländer Juras wurden bereits Inventare veröffentlicht, die Waadtländischen Voralpen und Alpen sollen demnächst folgen.

Neben den regelmässig stattfindenden Treffen der Schweizer Höhlenforscher, die teilweise auch von ausländischen Kollegen besucht werden, sei hier ganz besonders auf die Nationalen Kongresse für Höhlenforschung hingewiesen. Diese Kongresse werden i.d.R. alle vier Jahre durchgeführt und geniessen in wissenschaftlicher Hinsicht einen guten Ruf auf europäischer Ebene. Diese Veranstaltung wurde in verschiedenen Gegenden durchgeführt: Zweimal im Vallée de Joux, in Sörenberg, dreimal in Interlaken, in Neuenburg, in Porrentruy, in Schwyz, in Muotathal, in Charmey (Kanton Freiburg), in Breitenbach (Laufental) und Genf. Der letzte Internationale Kongress in der Schweiz fand 1997 in La Chaux-de-Fonds statt und wurde ein Grosserfolg. Mit dem Elan vom Kongress gelang - ein echter Meilenstein - die Gründung unseres eigenen Institutes für Speläologie und Karstforschung (SISKA).

 

Zum Abschluss dieses kurzen, geschichtlichen Abrisses kommen wir zu den Aktualitäten: Nach unseren Bemühungen, Verbesserungen in der SGH durchzuführen und den internen Informationsfluss zu vereinfachen, hat die SGH in den letzten Jahren einen Schwerpunkt zu Gunsten des Höhlenschutzes gesetzt. Einerseits wurde ein Ehrenkodex zum richtigen Verhalten der Höhlenforscher (und hoffentlich auch anderer Besucher) erarbeitet und in den Zentralstatuten verankert. Andererseits wurde der Höhlenschutzgedanke mit einer informativen Broschüre an die breite Öffentlichkeit weitergegeben. Was uns aber betrübt, ist das vermehrte Aufkommen des Höhlen-Massentourismus und des Höhlen-Trekkings. Hier liegt eine grosse Gefahr für unsere Unterwelt, durch Übernutzung und respektloser Degradierung der Höhlen zum Sportgerät. Ausserdem befürchten wir die Kommerzialisierung unserer Freizeitaktivität. Deshalb hat sich die SGH entschlossen, Trekking-Richtlinien zu publizieren, vermehrt an die Öffentlichkeit zu gelangen und zur schweizerischen Referenzorganisation für Höhlenfragen zu werden. Eine Herausforderung, die uns – als Nachfahren der «Schlammigen» – nicht immer leicht fällt.

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